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Schuljahr 2015 - 2016


Naturwissenschaftliche Begeisterung in Reinkultur

Besuch der MINT-EC-Delegation bei Science on Stage London 2015

Neongrüne Laserstrahlen zaubern flirrende Beugungsmuster, geometrische Formen bilden fragile Türme, ein schnell gefalteter Papierstreifen veranschaulicht die Planetenabstände im Sonnensystem und in einem Reagenzglas entfaltet sich ein Regenbogen. Ein babylonisches Sprachgewirr liegt über allem, während in kleinen Ständen Pädagogen mit leuchtenden Augen zum x-sten Mal voll Stolz ihr Experiment erläutern. Wo findet man sowas? Bei Science on Stage!

 

Ich hatte das große Glück, als eine von zehn Schulleiter/innen Teil der MINT-EC-Delegation zu sein, die im Juni diesen Jahres zu dem diesjährigen Top-Event nach London reisen konnte. Bei Science on Stage versammeln sich nach den nationalen Vorauswahlen Lehrkräfte aus europäischen Ländern und Kanada alle zwei Jahre an einem anderen Ort, um im Sinne von “Best-practice-Beispielen“ ihre Unterrichtsprojekte mit anderen Interessierten zu teilen. In diesem Jahr waren es 350 Pädagogen aus 24 Ländern, darunter 12 aus Deutschland. Egal ob Grundschule oder weiterführender Bildungsgang – allen gemeinsam ist das Ziel, einen Unterricht zu gestalten, der nachhaltig das Interesse an Naturwissenschaften weckt.

Spannend war’s! Die Bandbreite der vorgestellten Projekte in der Science Fair reichte von Schallwellenversuchen unter Wasser über einen begehbaren Dodekaeder bis hin zum anrührenden Konzert einer Grundschulklasse, die mit ihren selbst hergestellten Panflöten ein wunderbares Beispiel für handlungsorientierten Sachunterricht bot.

Allen gemeinsam war etwas, was man nur schwer beschreiben, aber umso besser spüren kann: ein gewisses „pädagogisches Feuer“. Eine positive Grundhaltung, die transportiert, dass entdeckendes Lernen Freude bereitet, was sich von kurzfristigem Spaß an einem spektakulären Experiment sehr wohl unterscheidet. Eine Zielorientierung, die auf Erkenntnisgewinn aus ist, nicht auf stures Auswendiglernen. Kurz eine pädagogische Einstellung, die vertieftes Verständnis von Alltagsphänomenen ebenso bieten wie Schülerinnen und Schüler zu einem spannenden Forscherleben locken kann.

Dieses „pädagogische Feuer“ drückte sich in den leuchtenden Augen der Pädagogen aus - genauso wie in den liebevoll landestypisch dekorierten Ständen, an denen man in Form von bulgarischem Rosenöl, Turkish Delight, kanadischem Maple Syrup oder irischen Leprechaun-Cookies viel Nationalkolorit entdecken konnte. Der Stolz, das eigene Land ebenso wie die eigene Innovationskraft präsentieren zu dürfen, war überall spürbar.

Und das Schönste war, dass jeder Besucher mit tollen Anregungen für den eigenen Unterricht die Veranstaltung verlassen konnte, wenn er vom Fach ist, so breitgefächert war das Angebot. Für alle Schulstufen und für alle Schulformen gab es Projekte. Da gab es klassische Schulversuche, die mit einfachsten Mitteln substituiert wurden - vielleicht sogar aus der Not geboren, weil entsprechendes didaktisches Material zu teuer wäre. Über den gezeigten Einfallsreichtum konnte man nur staunen, z.B. ein selbstgebasteltes Wellenband aus einfachen Stäben! Am anderen Ende der Bandbreite wurden hochwissenschaftliche Versuche präsentiert, die den Schülerinnen und Schülern schon auf der Schule propädeutisch wissenschaftliches Entdecken ermöglichen und sie (hoffentlich) auf eine Forscherkarriere vorbereiten sollen.

Upps, jetzt hätte ich vor lauter Begeisterung für die Science Fair beinahe vergessen zu erwähnen, dass unserer Delegation natürlich auch von Seiten MINT-EC ein hochwertiges Rahmenprogramm geboten wurde. So kurz die Zeit auch war, so konnten wir doch von vielen Angeboten profitieren. Prof. Baptist von der Uni Bayreuth stellte das sehr einfache und anschauliche Programm „sketchometry“ vor. Durch Tim Slingsby und Frau Paetzig erfuhren wir Wissenswertes über das STEM-School-Network England, das in gewisser Weise ein Pendant zu MINT-EC darstellt, und erhielten durch Herrn Wolfgang Gollup natürlich auch wieder die neuesten MINT-News. Wir waren wie die Teilnehmer von Science on Stage vor Ort im Queen Mary College untergebracht und waren daher auch die ganze Zeit quasi mittendrin in der Festival-Atmosphäre. Eine gute Entscheidung, wie auch ohnehin alles durch die Organisation von Frau Haferland, Herrn Brattke und den anderen Mitgliedern des Teams (wie gewohnt) super geklappt hatte.

Das Highlight war natürlich das schöne Dinner im altehrwürdigen Restaurant „Simpson’s in the Strand“, zu dem wir nach einer kleinen Stadtrundfahrt gebracht wurden. MINT-EC hatte schon immer ein Händchen dafür, solche Locations auszuwählen, die einem noch nach Jahren in Erinnerung bleiben werden. Vielen Dank dafür!

Ja, und nun, da ich wieder zu Hause bin und im Alltagsgeschäft stecke, kann ich doch konstatieren, dass ich nicht allein schöne Erinnerungen mit heimgebracht habe. Den attraktiven und motivierenden „Regenbogen im Reagenzglas“, den die ungarischen Lehrerinnen vorgestellt haben, werde ich beispielsweise demnächst bei meiner Chemie-Begabtenfördergruppe Jgst.7 verwenden, eingebettet in einer Aufgabe zum entdeckenden Lernen. „Illuminating Science Education“ hat auch mich angesteckt…

 

Jutta Waschke, OStDn
Schulleiterin Johanneum Gymnasium Herborn

 

 

 

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