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Fachbereich I
Latein
Warum Latein lernen?
„non vitae, sed scholae discimus“ - nicht für das Leben, sondern für die Schule lernen wir.
Dies schreibt Seneca am Ende seines 106. Briefes an seinen fiktiven Schüler Lucilius. In diesem 106. Brief schreibt Seneca, wie viel Überflüssiges in der Wissenschaft und auch in der Schule gelehrt und gelernt wird. An diesem Überflüssigen reibe sich die Menschheit auf und nutze ihren Scharfsinn ab. Heute vertreten viele diese Ansicht dem Lateinunterricht gegenüber. Man lerne dort sinnlos Vokabelgleichungen auswendig und reibe sich an grammatische Raffinessen auf, einzig und allein zu dem Zweck, sie so schnell wie möglich wieder zu vergessen. Generationen von Lateinschülern mag genau dies als die traurige Realität erschienen sein. Sie lernten endlose Formenreihen, prägten sich grammatikalische Fachbegriffe ein und paukten seitenweise unbekannte Vokabeln. Der Lohn: Sie konnten am Ende ein Latinum vorweisen, auf Nachfrage den ersten Satz von Caesars „De bello Gallico“ zitieren und glaubhaft ihr vollstes Verständnis für all diejenigen äußern, die selbst gerade diese scheinbar toten Sprache erlernten. Auf die Idee, sie hätten etwas für ihr eigenes Leben gelernt, sind die meisten von ihnen erst nach längerem Nachdenken und mit dem Abstand von ein paar Jahren gekommen. Genau diesem Umstand versucht der moderne Lateinunterricht entgegenzutreten, indem er in viel stärkerem Maße die heutige Lebensrealität in den Unterricht einbezieht und dafür sorgen möchte, dass unsere Schüler in der Tat etwas für ihr Leben lernen. Die lateinische Sprache und die in ihr zum Ausdruck kommende Welt der Antike hat uns nämlich auch gut 2000 Jahre nach Cicero und Caesar eine ganze Menge zu sagen - mehr als so manchem möglich erscheint. So möchten wir uns lieber an die Version halten, die moderne Leser gerne aus Senecas Zitat zu machen pflegen:
„non scholae, sed vitae discimus“ - nicht für die Schule, sondern für das Leben lernen wir
Im Folgenden möchten wir gerne anführen, was damit gemeint ist:
Latein als sprachliche Grundlage weit über Europas Grenzen hinaus
Latein ist als sprachliche, geisteswissenschaftliche und kulturelle Grundlage Europas in der heutigen Zeit wichtiger denn je. Die erworbenen sprachlichen Kompetenzen helfen beim Erlernen und beim Verstehen der aus dem Lateinischen entstandenen romanischen Tochtersprachen Französisch, Italienisch, Spanisch, Portugiesisch, Rumänisch und Rätoromanisch. Auch die englische Sprache als „Stieftochter“ des Lateinischen weist in der Grammatik zahlreiche Parallelen zum Lateinischen auf. Bemerkenswert ist, dass je nach Textart 80 % des englischen Wortschatzes auf dem Lateinischen basieren. Latein ist das Rückgrat vieler Sprachen, so dass sich der Lateinunterricht als sinnvolle Ergänzung zum modernen Fremdsprachen-Unterricht erweist, indem z.B. der Schüler neue Vokabeln einer Sprache durch die Kenntnis der lateinischen Grundform selber erschließen kann.
Im Lateinunterricht stehen neben dem bewussten Umgang mit Texten sowie Methoden der Texterschließung und Textanalyse vor allem das Nachdenken und Reflektieren über Sprache im Mittelpunkt. An einem abgeschlossenen sprachlichen System wird das Verstehen komplexer semantischer wie syntaktischer Strukturen geübt. Lateinische Konstruktionen wie der Accusativus cum Infinitivo (AcI) oder Ablativus Absolutus (Abl. abs.) wecken ein Bewusstsein dafür, dass jede Sprache und Sprachgemeinschaft ihre charakteristischen Konstruktionen hat. Diese gilt es beim Umgang mit der jeweiligen Fremdsprache wie auch der Muttersprache zu beachten. Durch das hohe Maß an Logik, Transfer- und Abstraktionsvermögen, welche zum Übersetzen benötigt werden, werden Scharfsinn und Kreativität des Übersetzenden gefordert und gefördert.
Latein als geisteswissenschaftliche und kulturelle Grundlage Europas
Neben der intensiven Beschäftigung mit Sprache steht v.a. die antike Welt, ihre Kultur und ihr Geistesgut im Lateinunterricht ganz weit vorn. Das Kennenlernen dieser auf den ersten Blick fremden Kultur ist schon allein deswegen nicht als Selbstzweck zu betrachten, da unsere eigene Kultur in einer kaum zu überschätzenden Weise durch die Antike geprägt wurde. Die enorme Ausdehnung des römischen Imperiums über das Gebiet des heutigen Europa begünstigte das Übergehen seiner kulturellen Werte und Normen auf das Denken des Mittelalters, der Renaissance und der Neuzeit. Auf diesem Wege gelangten schließlich große Teile dieses Gedankenguts in unser heutiges Denken. Gern und häufig verwendete Metaphern wie die „Sisyphus-Arbeit“ oder die „stoische Ruhe“ sind nur ganz besonders augenfällige Beispiele. Sie können bei der Lektüre von Caesars Schrift „De bello Gallico“ feststellen, dass die sich die Argumente und rhetorischen Kniffe zur Rechtfertigung eines Angriffskrieges im Verlaufe der letzten gut 2000 Jahre kaum geändert haben. Oder aber sie können bei der Lektüre von Cicero und Seneca Grundgedanken der Philosophie kennen lernen, die heute noch die Grundlage unserer religiösen wie philosophischen Vorstellungen bilden.
Oft werden wir uns unserer eigenen geistigen Grundlagen erst dann richtig bewusst, wenn wir sie – in ähnlicher oder abgewandelter Form – in einer fremden Epoche wiederentdecken. Und so vermittelt die Beschäftigung mit antiker Kultur, Philosophie und Rhetorik nicht allein die Fähigkeit, eine spezielle Epoche zu verstehen oder die 500.000-Euro Frage bei Günther Jauchs „Wer wird Millionär“ beantworten zu können. Eine bewusste Auseinandersetzung mit dem Gedankengut der Antike eröffnet ganz neue und bisher unbekannte Zugänge zu unserer eigenen Gegenwart.
Die Antike soll unseren Schülern aber nicht nur in Form von literarischen Werken, Gemälden und Vorträgen gegenübertreten, sondern auch in Form von archäologische Realien, die zu ganz konkreten Erfahrungen beitragen können. So unternehmen die Lateinklassen und -kurse an unserer Schule regelmäßig Fahrten zu den nahe gelegenen antiken Stätten in Trier, Köln oder Xanten, die zu vielfältigen konstruktiven Exkursionen einladen. (vgl. Punkt 5)
Latein als Kernfach zur Verbesserung der Zielsprache Deutsch
Latein ist und bleibt ein Kernfach des gymnasialen Bildungsweges. Es hat schon längst seinen elitären Mantel abgelegt und setzt sich mit Kräften für Chancengleichheit ein. Jedem Schüler wird die Chance geben, durch den Lateinunterricht in der Zielsprache, in unserem Fall der deutschen Sprache, besser zu werden. Das Übersetzen ins Deutsche ist für den Lateinunterricht im Unterschied zu den modernen Fremdsprachen charakteristisch und birgt ein reiches Potential mit der deutschen Sprache nuanciert und umsichtig umzugehen. Einer intensiven Beschäftigung mit den komplexen, anspruchsvollen und bisweilen sperrigen lateinischen Stoffen folgen Grundlagen-Qualifikationen, die sich auf vielfältige Bereiche des schulischen Lebens wie des Lebens allgemein übertragen lassen. Und damit wären wir wieder beim eingangs erwähnten Zitat Senecas, diesmal erneut in der Wildwuchs-Variante
„non scholae, sed vitae discimus“ - nicht für die Schule, sondern für das Leben lernen wir
In den letzten Jahren haben sich immer mehr Schüler am Johanneum entschieden diesen Weg zu gehen und Latein als zweite Fremdsprache zu lernen. Hatten wir noch vor Jahren Schwierigkeiten, zwei Lerngruppen pro Jahrgang angemessen zu füllen, so konnten zuletzt in den Jahrgangsstufen 6-8 jeweils drei neue Lerngruppen ins Leben gerufen werden. Dies ist eine Entwicklung, die ganz im bundesweit zu beobachtenden Trend liegt, nach dem sich die alten Sprachen wieder zunehmender Beliebtheit erfreuen. Diese Entwicklung freut uns natürlich sehr, da wir glauben, dass die lateinische Sprache ihre Chance verdient hat und wir auch personell in der Lage sind, den steigenden Anforderungen gerecht zu werden.
nach: Karl Wilhelm Weber, Mit dem Latein am Ende?, Göttingen 1998
Fachcurriculum Latein des Johanneum-Gymnasiums
Jahrgangsstufe 7 (Latein als 2. Fremdsprache) |
Sequenz 11
Zentrale Unterrichtsausrichtung: Einführung in das Fach Latein |
Inhaltsschwerpunkt: Privatleben |
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Lehrwerkbezug: Cornelsen „Via mea“ S. 1 – 292, Lektion 1 – 4 |
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Bezug auf schulische Projekte: -
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Sequenz 2
Zentrale Unterrichtsausrichtung: Spracherwerb |
Inhaltsschwerpunkt: Öffentliches Leben |
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Lehrwerkbezug: Cornelsen „Via mea“ S. 30 – 47, Lektion 5 – 7 |
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Bezug auf schulische Projekte: -
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Sequenz 3
Zentrale Unterrichtsausrichtung: Spracherwerb I |
Inhaltsschwerpunkt: Politik und Gesellschaft unter Augustus |
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Lehrwerkbezug: Cornelsen „Via mea“ S. 48 – 62, Lektion 8 – 10 |
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Bezug auf schulische Projekte: Projekttag im archäologischen Park Xanten der Lateinklassen 7
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Jahrgangsstufe 8 |
Sequenz 1
Zentrale Unterrichtsausrichtung: Spracherwerb II |
Inhaltsschwerpunkt: Rom und die Provinzen |
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Lehrwerkbezug: Cornelsen „Via mea“ S. 63 – 81, Lektion 11 – 13 |
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Bezug auf schulische Projekte: -
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Sequenz 2
Zentrale Unterrichtsausrichtung: Spracherwerb II |
Inhaltsschwerpunkt: Griechische Mythen |
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Lehrwerkbezug: Cornelsen „Via mea“ S. 82 – 109, Lektion 14 – 18 |
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Bezug auf schulische Projekte: -
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Jahrgangsstufe 9 |
Sequenz 1
Zentrale Unterrichtsausrichtung: Spracherwerb III |
Inhaltsschwerpunkt: Gründungsmythos und Frühzeit Roms |
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Lehrwerkbezug: Cornelsen „Via mea“ S. 110 – 132, Lektion 19 – 22 |
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Bezug auf schulische Projekte: -
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Sequenz 2
Zentrale Unterrichtsausrichtung: Spracherwerb III |
Inhaltsschwerpunkt: Karthago und Rom |
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Lehrwerkbezug: Cornelsen „Via mea“ S. 134 – 148, Lektion 23 – 25 |
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Bezug auf schulische Projekte: Mehrtägiges Exkursionsprojekt der Lateinkurse in Trier
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Jahrgangsstufe 10 |
Sequenz 1
Zentrale Unterrichtsausrichtung: Spracherwerb IV |
Inhaltsschwerpunkt: Römische Kaiser |
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Lehrwerkbezug: Cornelsen „Via mea“ S. 152 – 167, Lektion 26 – 28 |
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Bezug auf schulische Projekte: -
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Sequenz 2
Zentrale Unterrichtsausrichtung: Vorbereitung auf Lektürephase |
Inhaltsschwerpunkt: Wahrnehmung des Fremden |
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Lehrwerkbezug: Cornelsen „Via mea“ S. 168 – 182, Lektion 29 – 32 |
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Bezug auf schulische Projekte: -
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Vom Lehrbuch zur Lektüre |
Je nach Leistungsstand und Interessen der Lerngruppe kann der Einstieg in die Lektüre mit den Originaltexten der Klassikern Caesar, Cicero oder Seneca beginnen, oder eine Übergangslektüre gelesen werden, die den Übergang von den Lehrbuchtexten zur Lektüre der Originaltexte abmildern soll.
- Oberstufe (Klassen 11-13; bei G8: Klassen 10-12)
In der Oberstufe gibt es insgesamt 6 verschiedene Themenbereiche, die jeweils den Unterricht eines Halbjahres bestimmen werden:
- Geschichte
- Gesellschaft und Geschichte
- Rhetorik
- Staat und Politik
- Philosophie
- Poesie
Schüler, die Latein als 2. Fremdsprache seit der Klasse 7 lernen, erhalten das Latinum zuerkannt, wenn sie am Ende der Jahrgangsstufe 11 mindestens 5 Punkte im Zeugnis erhalten.
Latein als Dritte Fremdsprache (ab Klasse 11)
Schüler, die Latein nicht als 2. Fremdsprache gewählt haben, können die Sprache ab der Klasse 11 in einem speziellen Latinums-Kurs erlernen. Dieser Kurs ist auf drei Jahre angelegt und umfasst vier Stunden pro Woche. Nach Abschluss des Kurses kann eine Latinums-Prüfung abgelegt werden, die als Ergänzungsprüfung zum Abitur an der Schule abgelegt werden kann. Alternativ ist auch die Wahl als 3. oder 4. Prüfungsfach möglich.
Literaturverweise |
1: Das Fachcurriculum orientiert sich maßgeblich an den Vorgaben des Kultusministeriums Hessen für das Fach Latein in der Sekundarstufe I, einzusehen unter https://kultusministerium.hessen.de/sites/default/files/media/g9-latein.pdf.
2: Susanne Pinkernell-Kreidt, Jens Kühne, Peter Kuhlmann (Hrsg.): Via mea. Gesamtband, Berlin 2016.
Weiterführende Links: |
Kerncurriculum Sekundarstufe I:
Kerncurriculum Sekundarstufe II:
https://kultusministerium.hessen.de/sites/kultusministerium.hessen.de/files/2021-07/kcgo-l.pdf
Benner, Tilo | BENR | Latein, Ev. Religion |
Bonsels, Andreas | BONA | Geschichte, Latein |
Droß, Katrin | DROK | Deutsch, Geschichte, Latein |
Jung, Fabian | JUNF | Geschichte, Latein |
Kortus, Dr. Michael | KORT | Ethik, Latein, Griechisch |
Kühne, Nicole | KUEN | Englisch, Latein |
Möller, Torben | MOEL | Latein, PoWi |
Schmidt, Christina | SMIC | Latein, Kath. Religion |
Seibert, Daniela | SEID | Englisch, Latein |
Warfsmann, Insa | WARF | Latein, Ev. Religion, Kunst |